DAS LEBEN
Wenn wir unser Universum und unser Leben darin betrachten, dann kommen wir an einer grundsätzlichen Frage nicht vorbei. Diese Frage lautet: Warum gibt es überhaupt das Leben und welchen Nutzen oder Wert hat es? Bereits Schopenhauer und Eduard von Hartmann haben dem Wert des Lebens, wenn man nur ein einzelnes Leben von der Geburt bis zum Tod, also ohne Reinkarnation, als in sich abgeschlossen betrachtet, eine negative Bilanz zugesprochen. Die Werte dieser Bilanz des Lebens sollen hierbei durch die subjektiven Begriffe Lust und Unlust definiert werden.
Wenn wir also auch unser eigenes Leben betrachten, dann werden wir schnell feststellen, dass wir überwiegend Tätigkeiten ausführen, die wir eigentlich nicht gern, also mit Unlust, aber dennoch tun, weil wir dessen Notwendigkeit erkennen, um die Tätigkeiten tun zu können, die wir gern, also mit Lust tun.
Die Unlust überwiegt demnach bei Weitem der Lust. Eine negative Bilanz würde aber bedeuten, dass dieses Leben unlogisch wäre. Denn wie kann es sein, dass diese Welt mit all ihrer Schönheit, ihren unzähligen Lebensformen, und auch unser Leben mit unserem so komplexen physischen Körper, bis ins kleinste Detail so perfekt erschaffen und organisiert ist und doch das Wichtigste, nämlich die Freude und das Glück an diesem Leben, eine negative Bilanz aufweist? Wo ist die Logik, dass dieses Leben dann überhaupt existieren kann? Somit wäre dieses Leben aus unserer eigenen Perspektive unerklärlich und daher unlogisch. Denn um logisch zu sein, müssten wir demnach in unserem Leben nach der Unlust streben und nicht nach der Lust. Aber wir streben immer nach der Lust und nicht nach der Unlust. Wir müssten das Leben demnach als unnütz und sinnlos betrachten, was aber bedeuten würde, dass es unlogisch wäre. Da dieses Universum aber grundsätzlich logisch aufgebaut ist und es daher nichts Unlogisches geben darf, müssen wir uns aus materialistischer Weltsicht fragen, welchen Sinn hat dieses Leben und warum gibt es dann das Leben überhaupt?
Lust oder Unlust im Leben können wir auch vergleichen mit Lust oder Unlust bei der beruflichen Arbeit. Für unsere Arbeit erhalten wir aber einen Lohn. Dieser Lohn ist unsere Hauptmotivation, damit wir überhaupt arbeiten. Wenn uns dann unsere Arbeit auch noch Freude bereitet, dann ist das eine zusätzliche Motivation, die uns glücklich macht. Jedoch würden die Wenigsten unter uns sagen, dass ihnen ihre Arbeit so viel Freude bereitet, dass sie auch ohne Lohn arbeiten würden, wenn sie es nicht aus finanziellen Gründen tun müssten.
Wenn nun also der Lohn die Hauptmotivation ist, um zu arbeiten, was ist dann unsere Hauptmotivation um zu leben? Nun könnte man natürlich sagen, unser Instinkt zum Überleben hindert uns daran, dass wir dieses Leben nicht aufgeben, obwohl wir mehr Unlust als Lust beim leben verspüren. Dann müsste man aber als Nächstes fragen, wo ist der Sinn und somit die Logik für diesen Instinkt?
Die ungelöste grundsätzliche Frage in einer materialistischen Lebensphilosophie lautet also: Warum nehmen wir relativ viel Lebenszeit mit Unlust auf uns, um relativ wenig Lebenszeit mit Lust am Leben verbringen zu können? Um diese Frage positiv für das Leben zu beantworten, müsste der Wert der Lust um soviel größer sein, als der Wert der Unlust, dass die Lebenszeit, die wir mit Lust verbringen, diejenige aufwiegt, die wir mit Unlust verbringen. Doch Lust und Unlust haben keine absoluten Werte, so dass wir schwerlich beurteilen können, ob das Eine nun das Andere aufwiegen würde. Es bleibt uns also nur der Vergleich der Lebenszeit bezüglich der Lust und der Unlust und da ist die Bilanz nun einmal eindeutig negativ.
Allein durch die Vorgänge und Phänomene, die auf die Materie und deren Gesetzmäßigkeiten und Verhältnisse zurückgeführt werden, können wir also den Sinn des Lebens nicht erklären. Aber wenn wir den Sinn des Lebens nicht erklären können, wie können wir dann den Sinn der gesamten materiellen und immateriellen Existenz erklären?
Um diese Frage zu klären, müssen wir zunächst herausfinden, was Existenz und Leben eigentlich sind und was sie bedeuten.
Wie definieren wir also Existenz und Leben? Ich behaupte nun, wenn wir den Sinn des Lebens erklären können, dann können wir auch den Sinn der Existenz erklären, denn die Existenz dient dem Leben. Fangen wir am besten zur Erklärung des Sinns des Lebens bei uns selbst an.